Präsenzlernen gilt nach wie vor als Nonplusultra. Ist der Unterricht vor Ort – beispielsweise aufgrund der Pandemielage – nicht möglich, wechseln einzelne Schüler bzw. Studenten oder ganze Klassen in den Distanzmodus. Der Lernerfolg dieser alternativen Unterrichtsform ist allerdings oft nur mäßig, der Aufwand hingegen für alle Beteiligten immens. Mit dem hybriden Klassenzimmer lässt sich das Hin und Her zwischen Präsenz- und Distanzunterricht ein für alle Mal beenden.
Die Unterrichtsvorbereitung ist gemacht, der Stundenplan für den nächsten Tag steht fest – also Zimmertür auf! Zwei bis drei Dutzend mehr oder weniger wissbegierige Schüler warten darauf, Neues zu lernen, die bereits erworbenen Kenntnisse zu diskutieren und den eigenen Wissensstand zu überprüfen. Neben dem eigentlichen Lernen bleibt zudem jede Menge Zeit, sich auszutauschen, miteinander zu lachen und den Gemeinschaftssinn zu stärken. Schließlich bilden alle Beteiligten eine feste Einheit – die Schüler und ihre Lehrer. Sie sehen sich jeden Tag aufs Neue, sie kennen und schätzen sich, sie teilen Freud und Leid. Genau dieser kollektive Gedanke ist es, der das Präsenzlernen so wertvoll macht.
Das Distanzlernen, so wie es bisher überwiegend praktiziert wurde, wird diesem Mindset nicht gerecht. Es fehlt das Miteinander. Die Schüler sitzen allein vor ihren Arbeitsblättern und haben nur wenige Möglichkeiten, sich mit den Lehrern oder ihrem Klassenverband auszutauschen. Die mangelnde soziale Interaktion wirkt demotivierend und bremst den Lernerfolg. Und auch die Lehrer stehen vor großen Herausforderungen: Sie können nicht auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen eingehen und stehen für Rück- oder Verständnisfragen nur eingeschränkt zur Verfügung. Der Heterogenität ihrer Klassen werden sie damit nicht gerecht.
Hybrides Lernen vereint das Beste aus beiden Welten: die Vorteile des Präsenzlernens und die Distanz des Home Schoolings. Moderne Imaging-Lösungen dienen dabei als Brückenbauer und holen die Lehrkraft virtuell ins heimische Wohnzimmer. Für den Lehrer ist dabei fast alles wie immer: Er sitzt in seinem Klassenzimmer und führt seinen Unterricht durch – genauso als wäre es eine Präsenzveranstaltung. Statt seiner Klasse steht ihm allerdings eine Kamera gegenüber, die die Schulstunde per Livestream zu seinen Schülern überträgt. Per Tablet oder Computer nehmen die Lernenden virtuell am Präsenzunterricht teil. Sie können Fragen stellen, diskutieren, Lerngruppen bilden und vieles mehr. Fast wie im klassischen Vor-Ort-Unterricht.
Aber inwiefern braucht man virtuelle Lernformen auch in Zukunft? Schließlich gilt doch die Hoffnung, dass die Pandemie irgendwann überstanden ist! Schon heute scheint klar, dass sich der Digitalisierungsfortschritt aus den Coronajahren nicht mehr zurückentwickeln wird. Auch in Schulen und Hochschulen ist der verstärkte Einsatz moderner IT alternativlos – zu groß sind die damit verbundenen Mehrwerte. Zudem werden neue Herausforderungen auf den Bildungssektor zukommen, die sich mit hybriden Lernformen ohne Mehraufwand meistern lassen. Dabei muss man gar nicht an eine zweite Pandemie denken. Es reicht schon, dass einige Schüler nicht am Vor-Ort-Unterricht teilnehmen können – weil sie in Quarantäne sind, sich das Bein gebrochen haben oder sich temporär im Ausland aufhalten. Hybrider Unterricht gibt ihnen die Möglichkeit der aktiven Teilhabe. Trotz räumlicher Distanz bleiben sie im Klassenverbund verankert, stehen mit Lehrern und Mitschülern im Kontakt und können ihren Lernfortschritt kontinuierlich ausbauen.