Virtueller Unterricht benötigt digitale Kompetenzen. Doch Studien zufolge sind die erforderlichen Fähigkeiten bei Lehrern und Dozenten unterschiedlich stark ausgeprägt. Für den Unterricht per Livestream ist es aber gar nicht erforderlich, aufwendige Quiz zu programmieren oder Lernvideos zu drehen. Mit der richtigen IT-Ausstattung können sich Lehrer und Dozenten auf ihre Kernkompetenz konzentrieren: pädagogisch hochwertigen Unterricht im Echtzeit-Modus zu gestalten.
Lehrer verfügen über eine hohe bis sehr hohe Motivation, ihren Unterricht ansprechend und wirkungsvoll vorzubereiten sowie durchzuführen – und zwar unabhängig davon, ob er in Präsenzform oder auf Distanz stattfindet. Gerade die Wissensvermittlung in der virtuellen Welt stellt sie aber vor besondere Herausforderungen. Grund dafür sind oft mangelnde technische Voraussetzungen. Zudem ist die digitale Kompetenz unter Lehrern uneinheitlich verteilt. Vielerorts gibt es noch deutlich Luft nach oben, gerade auch im internationalen Vergleich.
Digitale Unterrichtsmedien erstellen, sich in virtuellen Lernwelten zurechtfinden, als Avatar interagieren – das geht über die allgemeinen digitalen Kompetenzen weit hinaus. Programmieren, der Umgang mit neuronalen Netzen oder der Einsatz von Virtual Reality war in der Vergangenheit nicht Gegenstand der Lehreraus- bzw. -fortbildung – und wird es auf absehbare Zeit voraussichtlich auch nicht werden. Kann digitales Unterrichten unter diesen Voraussetzungen überhaupt gelingen?
Lehrer sollen sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können: nämlich didaktisch hochwertige Wissensvermittlung vorbereiten, durchführen und nachbereiten. Findet das Lernen nicht vor Ort statt, muss ihnen eine IT-Ausstattung bereitgestellt werden, die sie intuitiv bedienen können und die ihre für den Präsenzunterricht angedachte Unterrichtsvorbereitung unterstützt. Ziel ist es schließlich, Schülern und Studenten Know-how zu vermitteln und damit deren Lernfortschritt sicherzustellen; das Lösen technischer Probleme und Herausforderungen darf diese Aufgabe nicht überlagern.
Das Streaming-Prinzip ist unter anderem bekannt aus der Nachrichten- und Sportberichterstattung: Ein Reporter vor Ort zeigt Livebilder von Unwettern, dem Formel-1-Parcours oder den Vorbereitungen für das nächste WM-Qualifikationsspiel – und führt dabei ein angeregtes Gespräch mit dem Journalisten im heimischen Fernsehstudio. Genauso funktioniert auch Unterricht per Livestream: Der Lehrer ist der Reporter vor Ort. Statt Wetterkapriolen verweist er aber auf sein interaktives Whiteboard und diskutiert die aktuellen Lerneinheiten mit seinen Schülern, die mittels Tablets oder Notebooks kollaborativ am Geschehen teilnehmen können.
Für eine einwandfreie Bild- und Tonqualität sorgt eine WLAN-fähige Kamera bzw. ein Camcorder, idealerweise so ausgestattet, dass 4K-Filmen in HD-Qualität möglich ist. Einmal angeschlossen und installiert, müssen die Lehrkräfte allmorgendlich nur ihren Laptop anschließen, sich mit dem Internet verbinden und die Übertragung starten. Zusätzliche Digitalkompetenzen brauchen sie dafür nicht zu erwerben, sondern können ihre Zeit vollständig nutzen, um sich auf ihre Schüler bzw. Studenten und deren Lernfortschritt zu konzentrieren – ob vor Ort im Klassenzimmer, virtuell zugeschaltet oder in einer hybriden Lernform, bei der sich einige Schüler im Raum, andere aber zu Hause befinden.
Die vielfältigen Einsatzszenarien, die der Unterricht per Livestream erlaubt, bieten der hiesigen Lehre ganz neue Möglichkeiten: So können sich ausländische Studenten für ein Seminar anmelden, ohne anreisen zu müssen. Schüler, die unterjährig umziehen, erhalten die Gelegenheit, das Schuljahr in ihrem gewohnten Klassenverbund abzuschließen. Das erleichtert insbesondere den sonst schwierigen Wechsel in ein anderes Bundesland. Zudem gibt es bereits Modellversuche, bei denen langzeitkranke Kinder aus dem Krankenhaus virtuell an ihrem früheren Schulleben teilnehmen und von dem Mehr an Normalität in ihrem außergewöhnlichen Alltag profitieren.